Katze bekommt Insulin-Injektion bei Diabetes.
Tiergesundheit

Diabetes bei Katzen: Eine behandelbare Stoffwechselstörung

05.09.2023

Diabetes mellitus ist nicht nur eine beim Menschen weit verbreitete Stoffwechselkrankheit, sondern auch bei Katzen. Und ähnlich wie beim Menschen sind vor allem übergewichtige Patienten von der Krankheit betroffen, wenngleich es durchaus Ausnahmen gibt. Auch junge, schlanke Katzen können unter der „Zuckerkrankheit“, wie Diabetes auch genannt wird, leiden.

Grundlagen der „Zuckerkrankheit“: Was ist Diabetes eigentlich?

Das grundlegende Problem bei der Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus ist ein Mangel oder eine verminderte Wirksamkeit von Insulin, dem Hormon, das wesentlich für die Regulierung des Blutzuckerspiegels verantwortlich ist. Aus der Nahrung aufgenommene Kohlenhydrate spalten sich während der Verdauung in Glukose auf, die wiederum ins Blut gelangt und den Blutzuckerspiegel somit erhöht. Normalerweise sorgt Insulin, ein Hormon aus der Bauchspeicheldrüse, dafür, dass die Glukose in die Zellen gelangt und dort zur Energiegewinnung genutzt wird, oder in Form von Glykogen in den Muskeln und in der Leber eingelagert wird. Ist der Blutzuckerspiegel niedrig, gibt die Leber das gespeicherte Glykogen als Glukose wieder ans Blut ab. So erfolgt eine Regulierung des Blutzuckerspiegels. Bei Diabetes funktioniert dieser Prozess nicht richtig, was je nach vorliegendem Diabetes-Typ an einem Insulinmangel oder einer Insulinresistenz liegen kann. Aus einem gestörten Glukosestoffwechsel entstehen zahlreiche kurz- und langfristige Folgeprobleme, daher sollte ein Diabetes mellitus unbedingt tierärztlich behandelt werden.
Unterschieden werden zwei Formen: Diabetes mellitus Typ 1 und Diabetes mellitus Typ 2.
Typ 2 kommt wesentlich häufiger vor und ist auch jene Diabetes-Variante, die gelegentlich als Begleiterscheinung oder Folge von anderen Erkrankungen oder Medikamentengaben auftritt. Bei Diabetes Typ 2 sind die Körperzellen gegen Insulin resistent geworden. Dies bedeutet, dass nicht oder nur noch wenig auf das Insulin reagieren und unzureichend Zucker aufnehmen. So verbleibt dieser in der Blutbahn.
Typ 1 betrifft unmittelbar die Bauchspeicheldrüse. Diese produziert zu wenig Insulin. Entweder sind die Insulin-produzierenden Zellen geschädigt oder sie werden vom eigenen Immunsystem angegriffen.
Auf die Behandlung hat der Typ kaum Einfluss. Sie richtet sich nach den Blutzuckerwerten der Katze und erfolgt in der Regel durch Insulingaben.

Ursachen für Diabetes bei Katzen

Mit zunehmendem Lebensalter steigt das Diabetesrisiko für Katzen allgemein. Bekannte Risikofaktoren sind neben einem fortgeschrittenen Alter in erster Linie Übergewicht und mangelnde Bewegung. Insbesondere kastrierte Katzen sind gefährdet, da sie durch verändertes Verhalten (z.B. weniger Aktivität) und Änderungen des Stoffwechsels dazu neigen, sich zu viel Speck anzufuttern. Darüber hinaus kann sich Diabetes im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen oder der Einnahme von Medikamenten entwickeln. So kann beispielsweise Kortison das Risiko an Diabetes zu erkranken, erhöhen. Daneben können Störungen des Stoffwechsels und Hormonhaushalts sowie Funktionsstörungen der Bauchspeicheldrüse ursächlich für die Entstehung von Katzendiabetes sein.

Symptome von Diabetes bei Katzen

Katzendiabetes äußert sich durch eher unspezifische Symptome, die durchaus auch bei anderen Erkrankungen auftreten können. Wenn du eines oder mehrere dieser Anzeichen bei deiner Katze feststellst, bringst du sie am besten in die Tierarztpraxis, damit eine fundierte Diagnostik stattfinden kann. Hier eine Übersicht mit möglichen Diabetes-Symptomen bei Katzen:
• Antriebslosigkeit und Schwächegefühl
• Vermehrtes Hunger- und Durstgefühl
• Gesteigerte Menge Urin, Symptome einer Blasenentzündung
• Stumpfes Fell
• Trockene und schuppige Haut, Haarausfall
• Gewichtsverlust trotz gesteigerten Appetits
Das Paradoxe ist, dass Katzen mit Diabetes Gewicht verlieren, obwohl sie oft regelrechten Heißhunger verspüren. Ganz typisch: Die Katze schreit nach Futter, bewegt sich vom Wassernapf gar nicht mehr weg, sucht ständig die Katzentoilette auf und sitzt oder liegt häufig apathisch herum. Kommt auch noch eine Gewichtsabnahme dazu, ist es höchste Zeit, tierärztlichen Rat einzuholen. In der Praxis wird das Gewicht kontrolliert, außerdem erfolgt eine Blutentnahme, um die Blutzuckerwerte sowie andere Parameter zu bestimmen.

Langfristige Folgen von Diabetes bei Katzen

Bleibt Diabetes bei Katzen unbehandelt, kann die Stoffwechselerkrankung schwerwiegende Schäden verursachen – bis hin zum Tod. Ein Überblick über die Langzeitfolgen von Katzendiabetes:
• Nervenfunktionsstörungen, Schwächung der Hinterbeine, wackeliger Gang
• Nierenfunktionsstörungen
• Augenprobleme
• unkontrollierter Harn- und Kotabsatz
• Ketoazidose (Stoffwechselübersäuerung infolge eines Insulinmangels, bei der Energie nicht mehr aus Glukose gewonnen werden kann, sondern aus Fettabbau erfolgt.)
• Orientierungslosigkeit und Bewusstseinsstörungen bis hin zu Koma und Gehirnschäden

Diabetes bei Katzen: Endstadium

Diabetes mellitus ist eine allmählich fortschreitende Krankheit, die aber schnell lebensbedrohlich werden kann, wenn bestimmte Komplikationen auftreten. Es gibt Katzen, die regelrecht verhungern, obwohl der Futternapf stets gut gefüllt ist, weil ihr Körper das Futter nicht richtig verwerten kann. Betroffene Katzen mit Diabetes im Endstadium sind ausgemergelt, haben stumpfes Fell und wirken apathisch. Lebensbedrohlich ist auch eine sich einstellende diabetische Ketoazidose, da Katzen aus diesem Zustand ohne schnelle tierärztliche Intervention nicht mehr herauskommen. Die zunächst große Bereitschaft zur Futteraufnahme, wie sie eigentlich für Diabetes typisch ist, kippt und verschwindet gänzlich. Die Katze verweigert das Futter und der Allgemeinzustand verschlechtert sich zusehends – bis hin zum Tod. Darüber hinaus kann ein lange unbehandelter oder schlecht eingestellter Diabetes zu einer so starken Schädigung der Nieren führen, dass die Katze letztlich daran verstirbt. Unabhängig vom individuellen Verlauf gilt: Ein Katzendiabetes verläuft tödlich, wenn er nicht behandelt wird.

Behandlung von Diabetes bei Katzen

Nachdem wir nun ausführlich über die schlimmen Folgen von Diabetes bei Katzen gesprochen haben, kommen wir zur guten Nachricht: Die Krankheit lässt sich in den meisten Fällen behandeln und managen. Davor steht die Diagnostik durch den Tierarzt oder die Tierärztin. Sind andere Ursachen für die Symptome ausgeschlossen worden und ist die Diagnose Diabetes mellitus gestellt, geht es an den Behandlungsplan. Durch eine Blutuntersuchung wird über ein Labor der Langzeitblutzuckerspiegel ermittelt. Dieser ist aussagekräftiger als der Blutzuckerwert, den man durch Vorort-Tests mit einem Blutzuckermessgerät erhält, da letzterer nur eine Momentaufnahme darstellt.
Um die richtige Dosis für die Insulingabe zu ermitteln, sind mehrere Messungen erforderlich. Sinnvoll ist die Erstellung sogenannter Tagesprofile. Dabei misst man mehrmals am Tag den Blutzuckerwert der Katze, um herauszufinden, wie die Kurve verläuft – beispielsweise alle 2 bis 3 Stunden beginnend vor der ersten Fütterung morgens bis abends einige Zeit nach der letzten Mahlzeit. So lässt sich herausfinden, wie der Nüchternblutzucker aussieht, wie hoch der Wert nach den Mahlzeiten ansteigt und wie niedrig die Tiefstwerte abfallen. Ganz wichtig nämlich: Ein zu niedriger Blutzuckerspiegel ist sehr gefährlich und sollte ebenso vermieden werden wie ein dauerhaft zu hoher Blutzucker. Um sicherzugehen, dass die festgelegte Insulindosis weder zu hoch noch zu niedrig ist, sollten regelmäßig Messungen erfolgen. Der Verlauf der Erkrankung ist sehr individuell und hängt von vielen Faktoren ab. Der Bedarf an Insulin kann schwanken, sich tendenziell erhöhen, aber auch reduzieren. Deshalb ist die Kontrolle der Blutzuckerwerte fester Bestandteil der Therapie.

Tägliche Insulinspritzen und Kontrolle des Blutzuckers

Bei Katzendiabetes werden spezielle Insulinprodukte für den veterinärmedizinischen Gebrauch verwendet, die man in der behandelnden Tierarztpraxis erhält. Die Verabreichung erfolgt üblicherweise per Spritze, am besten nach den Mahlzeiten, da man vorher nicht einschätzen kann, wie viel die Katze fressen wird. Frisst sie unerwartet gar nichts, hat aber schon Insulin bekommen, kann das eine gefährliche Hypoglykämie (Unterzuckerung) zur Folge haben.
Die eigene Fellnase zu spritzen, ist gewöhnungsbedürftig, aber im Grunde nicht schwierig. Die dünne, kurze Nadel gelangt mühelos in die Haut, wobei du nicht exakt zielen musst. Du greifst einfach eine Hautfalte, setzt die Spritze auf die Haut, piekst rein und drückst danach ab – schon fertig. Der Vorgang ist für die Katze kaum zu spüren und nach einigen Versuchen klappt das Insulinspritzen meist mühelos und in Sekundenschnelle.
Etwas kniffliger gestaltet sich die Messung der Blutzuckerwerte. Das erledigt man in der Regel am Ohr. Genauer gesagt: Mithilfe einer sehr dünnen Kanüle oder speziellen Stechhilfe piekst man in die dünne Ohrrandvene, um einen Blutstropfen für die Messung zu erhalten. Den Blutstropfen nimmt man mit einem Teststreifen auf und führt diesen ins Blutzuckermessgerät ein. Schwierig ist das Ganze, weil die Vene am äußeren Ohrrand wirklich dünn ist und gerade bei Katzen mit dunklen Ohren schwer zu erkennen. Hier kann es helfen, das Ohr von der anderen Seite zu durchleuchten. Die Kunst besteht darin, die Vene genau zu treffen und nicht danebenzustechen und gleichzeitig die richtige Tiefe zu erwischen. Der Stich muss tief genug sein, so dass Blut hervortritt, aber ein Piercing möchte man seiner Katze natürlich nicht verpassen. Viele Katzen finden das ganze Prozedere ziemlich stressig und zeigen sich wenig kooperativ – insbesondere dann, wenn man im Rahmen eines Tagesprofils in kurzen Abständen immer wieder ankommt, um das Ohr zu pieksen. Auch hier gilt: Übung macht den Meister. Es ist wichtig, ein Gefühl von Ruhe auszustrahlen und nicht in Hektik zu verfallen, sollte ein Versuch mal fehlschlagen. Einfacher geht die Blutzuckermessung oft zu zweit – dann kann einer die Katze halten und streicheln oder gegebenenfalls Zubehör anreichen, während sich der andere aufs Stechen konzentriert.

Katze mit Diabetes: das richtige Futter

Eine Katze mit Diabetes sollte spezielles Futter mit hohem Proteingehalt und wenigen Kohlenhydraten bekommen. Insbesondere Produkte mit Getreide und Zucker sollten vermieden werden. Auch Zutaten wie Kartoffeln oder Süßkartoffeln eignen sich aufgrund des hohen Stärkeanteils nicht für Diabetikerkatzen. Achtung: Selbst Katzenfutter, das als besonders für Diabetiker geeignet beworben wird, enthält oft Getreide oder andere kohlenhydrathaltige Zutaten. Das gilt vor allem für Trockenfutter. Nassfutter ist häufig viel besser geeignet. Da braucht es in der Regel auch keine Spezialprodukte, da viele Nassfuttersorten ohne Zucker oder Getreide auskommen und stattdessen einen hohen Fleischanteil aufweisen.
Auch ausreichend Bewegung kann sich positiv auf den Diabetesverlauf deiner Katze auswirken, daher ist es ratsam, genügend Spielmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Aktivität ist zudem essenziell, um das Idealgewicht zu halten, was dabei hilft, das Risiko für andere Folgeprobleme, die mit Übergewicht einhergehen, zu verringern.

Fazit

Katzendiabetes ist eine lebensbedrohliche Krankheit, die sich zum Glück in den meisten Fällen gut behandeln lässt, sodass deine Katze trotzdem ein langes Leben mit wenigen Einschränkungen genießen kann. Ganz wichtig ist es, möglichst früh einen Tierarzt oder eine Tierärztin aufzusuchen, wenn deine Katze typische Symptome zeigt.

Steht die Diagnose „Diabetes mellitus“ bedeutet das durchaus einigen Aufwand, denn in der Regel muss die Katze fortan täglich Insulin bekommen und die Blutzuckerwerte sind regelmäßig zu überprüfen. Auch auf eine angepasste Ernährung ist zu achten. Das Ganze lohnt sich aber, denn: Wird die Stoffwechselerkrankung gut gemanagt, hilft das dabei, langfristige Folgen für die Gesundheit deiner Katzen zu vermeiden.

Mit einer Katzen-Krankenversicherung bist du vor hohen Tierarztkosten geschützt, allerdings ist zu beachten, dass die Kostenerstattung für Vorerkrankungen gegebenenfalls vertraglich ausgeschlossen ist.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema Diabetes bei Katzen

Wie verhält sich eine Katze, wenn sie Diabetes hat?

Diabetikerkatzen wirken oft schlapp und abgeschlagen. Auffällig ist vermehrter Durst, oft auch regelrechter Heißhunger, wobei gleichzeitig eine Gewichtsabnahme typisch ist. Entgleist der Stoffwechsel (Ketoazidose), schlägt dies ins Gegenteil um: Die Katze verweigert das Futter und mag auch nicht mehr trinken. Spätestens dann ist schnellstens tiermedizinische Hilfe nötig, da der Zustand lebensbedrohlich ist.

Muss Diabetes bei Katzen mit Insulin behandelt werden oder helfen auch Tabletten?

Es gibt zwar Insulintabletten, die mit dem Futter verabreicht werden können, Insulinspritzen sind jedoch wesentlich effektiver, da der Wirkstoff sofort verfügbar ist. Tabletten mit anderen Wirkstoffen als Insulin werden allenfalls begleitend eingesetzt.

Welches Futter ist für eine diabetische Katze geeignet?

Eine Katze mit Diabetes benötigt Futter mit hohem Protein- und niedrigem Kohlenhydratgehalt („Low Carb“). Am besten eignet sich Nassfutter ohne Getreide- und Zuckerzusatz.

Was passiert, wenn man der Katze kein Insulin spritzt?

Einmal die Insulingabe zu vergessen, sollte keine schwerwiegenden Folgen haben, allerdings ist ein zu hoher Blutzuckerspiegel auf Dauer sehr schädlich für den Körper. Es drohen lebensbedrohliche Zustände wie extreme Abmagerung oder eine diabetische Ketoazidose.

Ist Katzendiabetes heilbar?

Es ist gar nicht so selten, dass Katzen mit gut eingestelltem Diabetes nach einigen Monaten konsequenter Behandlung (Insulintherapie, abgestimmte Ernährung) kein Insulin mehr benötigen. Doch auch wenn sich der Katzendiabetes nicht mehr zurückbildet, kann die Katze bei einem sorgfältig abgestimmten Blutzuckermanagement jahrelang gut mit der Krankheit leben.

Wie oft muss man einer Katze Insulin spritzen?

Normalerweise erhält die Katze täglich zwei Injektionen nach dem Füttern, am besten gleichmäßig verteilt, also circa alle 12 Stunden. Das Insulin wirkt über Zeit und entfaltet so am besten seinen blutzuckerregulierenden Effekt.

Die Katze ist unterzuckert – was tun?

Eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) kann durch eine Überdosierung von Insulin auftreten und ist sehr gefährlich. Bei zu niedrigem Blutzuckerspiegel kann das Gehirn Schaden nehmen. Es drohen Koma und Tod. Anzeichen sind beispielsweise Orientierungslosigkeit, neurologische Ausfälle, unkontrollierte Bewegungen, lautes Miauen und Krämpfe. Für den Notfall empfiehlt es sich, Traubenzucker vorrätig zu haben, um die Werte schnell wieder zu stabilisieren. Um eine Hypoglykämie zu vermeiden, ist engmaschiges Monitoring (Kontrolle der Blutzuckerwerte) unerlässlich.

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