Hund durchläuft Parcours beim Agility-Training.
Erziehung und Training

Agility: Parcours für Hunde

04.09.2023

Agility zählt zu den beliebtesten und bekanntesten Hundesportarten weltweit. Das liegt darin begründet, dass es nicht nur viel Action und Spaß bereithält, sondern auch die Fitness und Beweglichkeit sowie das Miteinander von Hund und Mensch fördert. Im Kern geht es bei Agility darum, dass der Hund einen Hindernisparcours überwindet – und zwar innerhalb einer möglichst kurzen Zeit. Dabei sind Geschicklichkeit, Koordinationsfähigkeit, Schnelligkeit und Köpfchen gefragt. Damit der Hund seine Aufgaben meistern kann, muss er die Kommandos seines Menschen befolgen. Eine gute Zusammenarbeit und reibungslose Kommunikation zwischen Tier und Halter sind dafür extrem wichtig. Aus diesem Grund ist Agility-Training eine tolle Möglichkeit, Hund und Mensch körperlich und geistig auf Trab zu halten und die Bindung zueinander zu stärken. Im Folgenden erklären wir genauer, was hinter dem Hundesport Agility steckt, für wen er sich eignet und welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein sollten.

Was ist Agility?

Agility stammt aus England und entstand ursprünglich gar nicht als dedizierter Hundesport, sondern mit dem Ziel, ein Unterhaltungsprogramm mit Wettkampfcharakter als Pausenfüller für die Crufts, einer jährlich stattfindenden, nationalen Hundeschau, zu konzipieren. Mit dieser Aufgabe wurde der Brite Peter Meanwell betraut. 1977 entwickelte er ein Springturnier für Hunde, in das er Elemente des Pferdesports einfließen ließ. Dazu baute er einen Parcours, der unter anderem Sprünge mit Stangen und Bürsten, einen Reifen, eine Kletterwand, einen Tunnel und einen Slalom enthielt.

Im Folgejahr wurde auf Basis dieses Parcours erstmalig ein Wettbewerb ausgetragen, wie geplant während der Pausenzeiten der Crufts. Die Veranstaltung fand derart großen Anklang beim Publikum, dass man beschloss, sie im nächsten Jahr erneut ins Programm aufzunehmen. Das war der Startschuss für eine Erfolgsgeschichte, die bis heute andauert. Agility entwickelte sich vom Lückenfüller zu einer eigenen Hundesportart, die mittlerweile weltweit Verbreitung gefunden hat.

Wie funktioniert Agility?

Das Prinzip von Agility ist schnell erklärt. Im Wesentlichen geht es darum, dass der Hund einen Parcours mit mehreren Hindernissen überwindet. Es gibt unterschiedliche Etappen, aus denen ein Agility-Parcours bestehen kann. Üblicherweise muss der Hund einen Hürdenlauf und einen Slalom durch Stangen absolvieren, durch Tunnel laufen, A-Wände oder Steilwände erklimmen, über Stege, Hängebrücken und Wippen balancieren sowie durch Reifen und über Mauern springen. Damit sich der Hund zurechtfindet, wird er von seinem Menschen angeleitet. Dieser läuft im Regelfall an der Seite mit und gibt ihm durch Kommandos und Gesten entsprechende Anweisungen.

Wird Agility als Hobby mit dem Hund ausgeübt, spielen Regeln eine untergeordnete Rolle. Hier geht es vor allem um Spaß, Auslastung und die Beschäftigung mit dem Tier. Bei Turnieren, die sowohl auf regionaler und nationaler als auch auf internationaler Ebene ausgetragen werden, sieht es anders aus. Hier gibt es strenge Reglements, die einzuhalten sind. Entscheidend ist, dass der Parcours in der richtigen Reihenfolge und innerhalb einer bestimmten Zeit absolviert wird. Zu diesem Zweck sind alle Hindernisse durchnummeriert und eine feste Abfolge und Maximaldauer vorgegeben.

Der Hund bewältigt den Parcours ohne Halsband oder Geschirr sowie Leine und kann sich nur an der Körpersprache und den Hörzeichen seines Menschen orientieren. Berührungen sind nicht zulässig. Verweigert der Hund, läuft zur Seite, lässt ein Hindernis aus oder läuft ein Element aus der falschen Richtung an, wird das Team disqualifiziert. Im Kern geht es darum, den Parcours vorschriftsgemäß und möglichst fehlerfrei zu absolvieren. Am Ende gewinnt das Tier, das die wenigsten Fehler gemacht hat. Besteht Gleichstand zwischen mehreren Tieren, entscheidet die Zeit.

Vorteile von Agility-Training

Agility ist abwechslungsreich, spannend und kann tierischen und menschlichen Sportskanonen jede Menge Freude bereiten. Aber nicht nur wegen des Spaßfaktors ist der Hundesport so beliebt. Es gibt eine Reihe von Fähigkeiten, die Agility-Training fördern und stärken kann. So hat Agility einen positiven Effekt auf die:

  • Beweglichkeit, Konzentration und Koordination: Agility ist ein anspruchsvoller Sport, der von schnellen Abläufen geprägt ist, die präzise umgesetzt werden müssen. Das verlangt Geschick, Geschwindigkeit und Wendigkeit vom Hund.
  • Fitness und Leistungsfähigkeit: Hunde werden im Agility-Training körperlich stark gefordert. Das kann dabei helfen, Übergewicht vorzubeugen, oder beim Abnehmen unterstützen. Der Mensch tut ebenso etwas für seine Fitness, da auch von ihm Bewegung gefordert ist.
  • Geistige Auslastung: Ein großer Vorteil von Agility ist, dass der Hund nicht nur körperlich, sondern auch geistig ausgelastet wird. Gerade für Tiere, die Beschäftigung für den Kopf brauchen, ist dieser Sport ideal.
  • Führungsqualitäten des Menschen: Wer mit seinem Hund einen Parcours bestreitet, muss in der Lage sein, das Tier schnell wieder auf sich zu fokussieren, wenn es die Orientierung verliert, und ihm während des gesamten Verlaufs eine Stütze sein. Das erfordert Führungsvermögen, das man beim Agility festigen kann.
  • Kommunikation zwischen Tier und Mensch: Die Kommunikation zwischen Hund und Mensch ist das A und O, um einen Parcours zu bewältigen. Durch Agility-Training verbessern Halter und Halterinnen ihre Körpersprache und ihr Timing. Sie lernen, klare Anweisungen zu geben und ihren Hund besser zu lesen.
  • Bindung zwischen Hund und Halter: Sich gemeinsam Herausforderungen zu stellen, stärkt die Bindung zwischen Tier und Mensch, so dass beide zu einem echten Team zusammenwachsen können. Das ist einer der reizvollsten Punkte beim Agility-Training.

Bei allen Vorteilen, die Agility mit sich bringt, gibt es ein paar Dinge, die Einschränkungen bedeuten können und die Halterinnen und Halter berücksichtigen müssen. Zum einen handelt es sich um eine Hundesportart, die regelmäßiges Training erfordert, wenn man Fortschritte erzielen möchte. Der Zeitaufwand für dieses Hobby oder diesen Sport ist also relativ hoch, was bei der Alltagsplanung einzukalkulieren ist. Zum anderen erfordert der Sport finanzielle Ausgaben. Die Übungsmittel und Hindernisse für den Aufbau eines Agility-Parcours sind nicht ganz günstig. Entweder man beschafft sich selbst das nötige Equipment, um beispielsweise im heimischen Garten einen Parcours aufzustellen, oder man meldet sich in einer Hundeschule oder bei einem Hundesportverein an, um mit den dortigen Geräten zu trainieren. In dem Fall wird ein Beitrag fällig. Gerade für den Einstieg ist ein Training unter Aufsicht Fachkundiger allerdings empfehlenswert, damit man nicht Gefahr läuft, Übungsmittel falsch anzuwenden und dem Tier oder sich Schaden zuzufügen.

Kommt es zu einem Unfall, bei dem der Hund verletzt wird, ist das nicht nur eine psychische, sondern auch finanzielle Belastung. Zwar ist man mit einer Hundekrankenversicherung oder Hunde-OP-Versicherung im Ernstfall vor hohen Tierarztkosten geschützt, besser ist es jedoch, wenn es gar nicht erst zu so einer Situation kommt.

Voraussetzungen für Agility: Eignet sich mein Hund für den Sport?

Agility liegt stark im Trend, nichtsdestoweniger ist nicht jeder Hund, jeder Halter und jede Halterin für den Sport gemacht. Es gibt ein paar Voraussetzungen, die Tier und Mensch erfüllen sollten, um langfristig Spaß an Agility zu haben, Erfolge zu erzielen und keine gesundheitlichen Schäden zu riskieren.

  • Erziehung: Grundkommandos wie „Sitz!“, „Platz“, „Halt!“, „Bleib!“ und der Rückruf sollten sitzen. Vorteilhaft ist auch, wenn der Hund bereits gelernt hat, auf Kommando auf etwas raufzuspringen oder mit der Nase oder Pfote einen Gegenstand zu berühren.
  • Alter: Die meisten Hundesportvereine geben ein Mindestalter von 12 Monaten für Agillity-Kurse an. Hintergrund ist der, dass nur ausgewachsene Hunde mit dem Training starten sollten. Welpen und Junghunde, die sich im Wachstum befinden, sollten noch nicht mit Agility anfangen, da die Gelenke nicht stabil genug sind, um der Belastung standzuhalten. Auch für Senioren ist der Sport nur bedingt geeignet.
  • Hunderasse: Prinzipiell kann jeder Hund Agility ausüben, es gibt aber Rassen, die sich aufgrund ihres Naturells und ihrer Lauffreude besonders gut dafür eignen. Dazu zählen beispielsweise Golden Retriever, Labrador Retriever, Siberian Huskys, aber auch Jack Russell Terrier, Mischlinge usw. Sehr große und schwere Hunderassen wie Doggen, Bernhardiner und Neufundländer oder solche mit kurzen Beinen und langgezogenem Rücken (Bassets, Dackel) sind mit anderen Hundesportarten besser beraten.
  • Kondition: Der Hund sollte fit und ausdauernd sein, wenn er in den Agility-Sport startet. Gemütliche Hunde oder solche, die wenig Auslauf gewohnt sind, sollten erst auf ein gewisses Fitnesslevel gebracht werden, bevor sie einen Parcours in Angriff nehmen. Das betrifft übrigens auch den Halter bzw. die Halterin.
  • Gesundheit: Gesundheit steht an erster Stelle. Hat der Hund beispielsweise Kreislaufschwierigkeiten, eine Gelenkerkrankung oder ist zu erwarten, dass er dahingehend gesundheitliche Probleme entwickeln wird, ist Agility tabu. Die Beanspruchung wäre schlicht zu hoch. Der Gesundheitszustand sollte daher vorab von einem Tierarzt oder einer Tierärztin geprüft werden.
  • Sozialverträglichkeit: Bei Agility-Kursen, die in Hundeschulen, auf Hundesportplätzen oder in Vereinen angeboten werden, kommen üblicherweise mehrere Hunde und Menschen zusammen. Sozialverträglichkeit spielt daher eine große Rolle, damit es unter den Tieren keine Rangeleien gibt.

Wichtig ist auch, dass der Hund mental in der Lage ist, mit Stress umzugehen. Es ist zu vermeiden, dass er durch die Umgebung, den Kontakt mit anderen Hunden oder durch den Anspruch des Sports an sich überfordert wird, denn sonst besteht die Gefahr, dass jegliche Motivation verlorengeht. Agility soll Mensch und Tier gleichermaßen Spaß machen. Wenn der Hund dafür nicht zu begeistern ist, ist es sinnvoll, auf eine Hundesportart zu wechseln, an der er interessiert ist.

Weitere Sportarten mit Hund

Wem Agility zu aufwändig ist, kann sich auch beim Fitnessprogramm Fit mit Hund© anmelden. Speziell ausgebildete Trainer zeigen Hund und Mensch in speziellen Kursen, wie man bei einem Spaziergang mit seinem Hund seine Fitness steigern kann. Das reicht von Walking über Geländestrecken mit Einbeziehung von natürlichen Hindernissen wie Baumstämmen und Hängen bis hin zu Jogging ähnlich dem Canicross. In anderen Kursen werden Fitnessübungen für Hund und Mensch kombiniert. Auch Entspannungskurse gibt es, zum Beispiel Achtsamkeitsspaziergänge oder Yoga mit Hund.

Beim Canicross wird gemeinsam querfeldein gelaufen. Der Hund wird an einem speziellen Bauchgurt befestigt, läuft los und zieht seinen Menschen mit. Auch wenn das recht bequem klingt, ist es sehr anstrengend. Denn im unebenen Gelände ist es eine Herausforderung, trotz der hohen Geschwindigkeit im Gleichgewicht zu bleiben. Auch hier benötigt man ein Zuggeschirr sowie einen Bauchgurt und eine gute Laufausrüstung. Geeignet sind alle gesunden, ausgewachsenen Hunde, die gerne laufen und nicht zu klein sind.

Beim Bikejöring sind Hund und Mensch (auf einem Fahrrad) durch eine Leine miteinander verbunden. Ähnlich wie beim Skijöring, wo sich der Mensch auf Skiern von einem Pferd oder einem Motorschlitten ziehen lässt, ist hier der Hund das Zugtier. Der Mensch unterstützt seinen Vierbeiner, indem er kräftig in die Pedalen tritt. Benötigt werden neben einem geländetauglichen Fahrrad ein Zuggeschirr sowie eine spezielle Leine nebst Befestigung am Fahrrad. Helm, Handschuhe und Protektoren sind für den Menschen Pflicht. Vor den ersten Versuchen empfiehlt sich der Besuch eines Kurses, denn Hund und Mensch müssen sich erst mal auf die neue Art der Fortbewegung gewöhnen. Theoretisch ist jeder gesunde, ausgewachsene Hund ab einer bestimmten Größe geeignet, am besten jedoch Hunderassen, denen das Laufen im Blut liegt, wie zum Beispiel Huskys, Greyster, Pointer, Deutsch Kurzhaar.

Fazit

Agility ist der ideale Hundesport für Tier-Mensch-Teams, die Freude an Bewegung haben, gemeinsam Herausforderungen bewältigen und zusammenwachsen wollen. Es muss nicht gleich auf den Leistungssport und offizielle Wettkämpfe hinauslaufen – auch als Hobby und Freizeitbeschäftigung eignet sich Agility wunderbar und hält viel Abwechslung bereit, so dass es mit Sicherheit nie langweilig wird.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Hundesport Agility

Was für Arten von Hindernissen gibt es bei Agility?

Agility-Hindernisse werden in Tunnel, Slalom, Sprunggeräte und Kontaktzonengeräte unterschieden. Zu den Sprunggeräten zählen Hürden, Reifen, Mauern und Weitsprünge, zu den Kontaktzonengeräten Wippen, A-Wände bzw. Schrägwände und Laufstege. Kontaktzonengeräte zeichnen sich dadurch aus, dass sie mit mindestens einer Pfote berührt werden müssen.

Welche Hundegrößen werden bei Agility unterschieden?

Bei Agility werden abhängig von der Widerristhöhe drei Hundegrößen unterschieden: Small (bis 35 cm Widerrist), Medium (35-42 cm Widerrist) und Large (ab 43 cm Widerrist). Die Sprunghöhe, die im Parcours verlangt wird, bemisst sich nach der zugrundeliegenden Größenklasse. So wird für Hunde der Kategorie Small eine Sprunghöhe von 30 cm, für Hunde der Kategorie Medium eine Sprunghöhe von 40 cm und für Hunde der Kategorie Large eine Sprunghöhe von 60 cm angesetzt.

Wird bei Agility-Turnieren auch die Laufzeit der Halterinnen und Halter gemessen?

Nein. Bei Agility-Turnieren ist nur die Laufzeit des Hundes entscheidend.

Braucht man für Agility zwingend teures Equipment?

Wenn man Agility als intensives Hobby oder Leistungssport betreibt, ist es sinnvoll, hochwertige Ausrüstung aus dem Fachhandel zu verwenden, da diese der regelmäßigen Beanspruchung besser standhält. Für den Einstieg oder zum Hineinschnuppern ist das aber nicht unbedingt notwendig. So kann man sich schon mit ein paar Gegenständen aus dem Haushalt ein kleines Hindernis im Garten aufbauen und testen, ob der Hund daran Interesse hat. Für einen Laufsteg braucht man beispielsweise nur zwei Getränkekisten und ein stabiles Brett, das man darüberlegt. Wenn der Hund das Prinzip erkannt und Freude daran hat, darüber zu balancieren, kann man das Hindernis allmählich erweitern und später auf professionelle Ausrüstung zurückgreifen.

Was muss ich beachten, wenn ich beim Agility neben meinem Hund laufe?

Wichtig ist der richtige Laufrhythmus. Er sollte immer an die jeweilige Situation angepasst sein. Läuft der Hund zu schnell, sollte der Halter oder die Halterin ihre Geschwindigkeit drosseln und sich gegebenenfalls in die entgegengesetzte Richtung drehen. Das hilft dabei, den Hund zu bremsen. Je nach Hindernis kann es helfen, sich vor- oder rückwärts zu bewegen, schneller oder langsamer zu laufen.

Auch interessant